Pelznäherin, Chemiefacharbeiterin (80 Jahre)

Das Interview gehört zum Reihe „Berufswege der Region“. Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 8, 9 und 11 führten die Gespräche im Frühjahr 2021.

Wie alt bist du?80 Jahre
In welcher Gemeinde wohnst du aktuell?Lutherstadt Wittenberg
Welche Schule hast du besucht?Geschwister-Schollschule in Friedrichstadt
Welchen Beruf hast du erlernt bzw. welches Studium hast du absolviert?Ich habe damals zuerst Pelznäherin gelernt und später dann in einem Abendkurs einen Lehrgang zur Chemiefacharbeiterin gemacht.
Wie bist du zu deiner Berufswahl gekommen?Ich bin durch eine Nachbarin bzw. durch eine Annonce in der man Arbeitsplätze ausgeschrieben hat zu meinem Beruf gekommen
Hättest du gern etwas anderes gelernt / studiert?ja
Warum hast du den Beruf nicht erlernt?Es gab damals einfach zu keine Lehrstellen, auf die man sich hätte bewerben können.
Welche Berufe wurden in deiner Jugend besonders häufig erlernt?Häufige Berufe die gelernt wurden waren Verkäufer/-in, Friseur oder auch Büroangestellter/-in.
In welchen Unternehmen unserer Region hast du gearbeitet?Ich habe zunächst bei der Firma Ulrich, eine Kürschnerei in der Collegienstraße in Wittenberg, als Perlnäherin gearbeitet. Später dann im VEB Gummiwerk „Elbe“ im Heuweg, Wittenberg. Nach meiner Zeit im Gummiwerk bin ich in die Firma Ulrich zurückgekehrt, allerdings hatte man diese mittlerweile verstaatlicht und umbenannt.
Gibt es die Unternehmen heute noch?Die Kürschnerei gibt es heute nicht mehr, aber Teile des Gummiwerks existieren noch, jedoch werden dort heute Auto- und Maschinenteile gefertigt.
Was war besonders schwierig während deiner Berufszeit?Besonders schwierig war es als junge Familie mit Kindern da man ich Schichten gearbeitet hatte und sehr früh anfangen musste.
Was hat dir am meisten Freude bei deiner Arbeit gemacht?Die Arbeit allgemein hat Spaß gemacht, wenn alles geklappt hat, ohne dass es Probleme gab.
Welchen Tipp kannst du mir bei der Berufswahl geben?Such dir einen Beruf oder ein Studium, was dir Spaß macht und mach deine eigenen Erfahrungen.
Wie war es finanziell zu der Zeit?Man musste viel sparen, bis man sich etwas leisten konnte selbst mit zwei Hauptverdienenden in der Familie. Man hatte oft Wartezeiten oder bekam Dinge gar nicht erst, z.B. Autos oder Lebensmittel. Manche Lebensmittel hat man selbst im eigenen Garten angebaut oder sich auch Tiere selbst gezüchtet.
Wie war es als junge Familie?Es war nicht einfach, da man neben der Arbeit noch die Familie unterhalten musste und ein Haus zu bewirtschaften hatte. Zusätzlich hatte man die ältere Generation mit zu versorgen, da diese wenig oder keine Rente bekam.

Bild zum Interview

Gummiwerk „Elbe“ Piesteritz. 1949; Die Gummiüberschuhe werden am laufenden Band hergestellt. Das Einstreichen der Sohlenflächen, auf die die Sohlen aufgeklebt werden.

Lizenzhinweis: Bundesarchiv, Bild 183-2005-0725-500 / CC-BY-SA 3.0, Bundesarchiv Bild 183-2005-0725-500, Piesteritz, Gummiwerk „Elbe“CC BY-SA 3.0 DE