Krankenschwester (66 Jahre)

Das Interview gehört zum Reihe „Berufswege der Region“. Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 8, 9 und 11 führten die Gespräche im Frühjahr 2021.

Wie alt bist du?66 Jahre
In welcher Gemeinde wohnst du aktuell?Lutherstadt Wittenberg
Welche Schule hast du besucht?Ich war in der „Polytechnischen Oberschule „August Bebel“ in Wittenberg.
Welchen Beruf hast du erlernt bzw. welches Studium hast du absolviert?Ich habe Krankenschwester gelernt.
Wie bist du zu deiner Berufswahl gekommen?Ich wollte erst Kindergärtnerin werden, dann Kinderkrankenschwester, das wurde aber nicht ausgebildet und so habe im mich dann für „Erwachsen-Krankenpfleger“ entschieden. Ich wollte auf jeden Fall etwas mit Menschen machen, um die ich mich kümmern kann.
Hättest du gern etwas anderes gelernt / studiert? Tatsächlich wollte ich ursprünglich Archäologie studieren. Das war mein Traum.
Warum hast du den Beruf nicht erlernt?Für Archäologie hätte ich 12 Jahre Schule machen müssen und das war damals nicht so einfach möglich. Dort wurden nur bestimmte Schüler zugelassen. Später dann wollte ich Kindergärtnerin werden. Aber das war in Halle und richtig weit weg. Da hatte ich Heimweh und konnte die Ausbildung nicht beenden. Daher bin ich dann Krankenschwester geworden und mein Leben lang geblieben.
Welche Berufe wurden in deiner Jugend besonders häufig erlernt?Ach da gab es in meiner Klasse viele verschiedene: Die Mädchen wurden meistens Frisöse oder Verkäuferin. Die Jungs wurden Kraftfahrzeugschlosser, Maurer, Kellner oder Koch.
In welchen Unternehmen unserer Region hast du gearbeitet?Also während meiner Ausbildung und insgesamt 33 Jahre lang habe ich im „Krankenhaus Apollensdorf Nord“ (Heuweg) gearbeitet. Später dann wurde die Belegschaft unserer Station nach Wittenberg in das heutige Evangelische Krankenhaus „ Paul Gerhardt Stift“ (Paul-Gerhardt-Straße) versetzt und das Krankenhaus in Apollensdorf Nord wurde geschlossen.
In welchem Unternehmen hat es dir am besten gefallen und warum?Das ist einfach – in Apollensdorf Nord in dem Krankenhaus, weil es ein kleines Krankenhaus war. Dort kannte jeder jeden und wir hatten sehr viel Zeit für unsere Patienten und konnten uns ausreichend um sie kümmern. Später wurde ich dann Stationsschwester und dadurch brauchte ich auch keine Schichten mehr gehen und konnte mich um meine Kinder kümmern.
Gibt es die Unternehmen heute noch?Ja, das evangelische Krankenhaus „Paul Gerhard Stift“ gibt es heute noch.
Was war besonders schwierig während deiner Berufszeit?Während meiner Berufszeit war für mich schwierig als ich noch 3 Schichten gegangen bin und dabei ein Kind betreuen musste. Das war schwer unter einen Hut zu bringen.
Was hat dir am meisten Freude bei deiner Arbeit gemacht?Mir gefiel am meisten, dass ich mich um Menschen kümmern konnte und das ich zusehen konnte wie die meisten unserer Patienten wieder gesund geworden sind. Das war ein großartiges Gefühl.

Welchen Tipp kannst du mir bei der Berufswahl geben?Lerne, was Dir Spaß macht, weil man ja mit Freude arbeiten soll und natürlich ist auch das Geld ist nicht zu verachten.
Mal angenommen Du würdest heute den Schulabschluss machen, was würdest Du werden?Jetzt würde ich auf jeden Fall Archäologie studieren. Ich würde mich richtig anstrengen, meine 12 Jahre lernen, ein Stipendium bekommen und dann durch die Gegen reisen und alte Schätze ausgraben und bestimmen. Ägyptologie – das würde mich sehr interessieren.
Gab es eine Situation in deinem Berufsleben, wo Du am liebsten kündigen wolltest?Ja, als der erste Patient gestorben ist, das war für mich ein schlimmer Moment. Ich wollte ab da am liebsten aufgeben. Natürlich gehört es dazu, aber wenn man es zum ersten Mal erlebt ist es schlimm. Vor allem, weil man jeden Patienten kannte und natürlich auch eine Bindung eingegangen ist.

Bild zum Interview

Abbildung: Interviewpartnerin / Krankenschwester im Krankenhaus Apollensdorf Nord von 1972 – 2005