Das Interview gehört zum Reihe „Berufswege der Region“. Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 8, 9 und 11 führten die Gespräche im Frühjahr 2021.
Wie alt bist du? | 63 Jahre |
In welcher Gemeinde wohnst du aktuell? | Coswig (Anhalt) |
Welche Schule hast du besucht? | Ich bin auf die Polytechnische Oberschule 1 bis zur 8. Klasse von 1964 bis 1972 in Coswig (Anhalt) gegangen. Auf die Erweiterte Oberschule „Johann Wolfgang Goethe“ ging ich in Roßlau von 1972 bis 1976 und 1976 habe ich das Abitur abgelegt. |
Welchen Beruf hast du erlernt bzw. welches Studium hast du absolviert? | Ich habe den Beruf des Facharbeiters in Drucktechnik gelernt und habe mich spezialisiert in die Richtung des Buchdrucks als Buchdrucker. Außerdem habe ich in Leipzig an der technischen Hochschule von 1979 bis 1983 studiert. Die Berufsbezeichnung hieß Diplom- Ingenieur für Technologie der Polygrafie. |
Wie bist du zu deiner Berufswahl gekommen? | Ich bin zu der Berufswahl gekommen, weil ich durch den Beruf meines Vater, der in der DDR selbstständiger Handwerksmeister war, viele Einblicke erlangen konnte. Dort habe ich beobachtet und erlebt, wie es in einer Druckerei vor sich geht. Ich bin mit meinen Geschwistern in der Druckerei sozusagen groß geworden. |
Hättest du gern etwas anderes gelernt / studiert? | Mich hätte auch etwas anderes interessiert und zwar Jura, Journalismus und Physik. |
Warum hast du den Beruf nicht erlernt? | Man hätte eigentlich nur als SED Mitglied sich in den Berufen verwirklichen können und ich wollte kein SED Mitglied werden. Ich habe es also erst gar nicht versucht mich zu bewerben. Meine historische Mission war es, die Mission des privaten Handwerker und nicht der Arbeiterklasse. |
Welche Berufe wurden in deiner Jugend besonders häufig erlernt? | In meiner Jugend waren die Berufe KFZ- Mechaniker, Chemiefacharbeiter, Elektriker und Lehrer viel vertreten. |
In welchen Unternehmen unserer Region hast du gearbeitet? | Als erstes habe ich in der Druckerei in Leipzig „Offizin Andersen Nexö“ gearbeitet. Danach habe ich im Unternehmen unserer eigenen Firma anfangs namens „Buchdruckerei F Lewerenz“ gearbeitet. Das F steht für Ferdinand Lewerenz. 30 Jahre später dann in der Druckerei namens „Lewerenz Medien+Druck“ in Coswig (Anhalt) gearbeitet. |
In welchem Unternehmen hat es dir am besten gefallen und warum? | In Leipzig „Offizin Andersen Nexö“ hat es mir gut gefallen sowie auch in unserem eigenen Unternehmen. Obwohl man hier viel Verantwortung zu tragen hat. |
Gibt es die Unternehmen heute noch? | Die Druckerei „Offizin Andersen Nexö“ gibt es nicht mehr, weil diese in Insolvenz gegangen sind. Aber die eigene Druckerei „Lewerenz Medien+Druck“ gibt es noch. |
Was war besonders schwierig während deiner Berufszeit? | Im Laufe meiner Zeit empfand ich den Arbeitsmangel, Auslastungsmangel sowie die gesamte Verantwortung zu tragen als sehr herausfordernd. |
Was hat dir am meisten Freude bei deiner Arbeit gemacht? | Wenn ich gemerkt habe, dass etwas funktioniert hat. Zum Beispiel wenn ich etwas organisatorisch bzw. technisch gut gemeistert habe, hatte ich ein gutes Gefühl. |
Welchen Tipp kannst du mir bei der Berufswahl geben? | Das, was ich tue, sollte eine wirtschaftliche Zukunft haben und sollte auch die gesellschaftliche Anerkennung erfahren, um die Gewissheit zu haben, dass man von dem leben kann. Für sich selber eine Richtung rauspicken, wenn sie einen interessiert und vielleicht mal ein Praktikum machen, um zu sehen ob sich die Vorstellungen erfüllt haben. |
Welche Produkte werden in der Druckerei „Lewerenz Medien+Druck“ angeboten? | Es werden hochwertige Werbedrucke wie Flyer, Prospekte, Kataloge und Mappen angeboten. Aber auch anspruchsvolle Verlagsobjekte wie Broschüren, Zeitschriften und Bücher. Sowie konventionelle Akzidenzen darunter zählen Geschäftsausstattungen, Durchschreibesätze, Formulare und Blöcke. Der Wunsch des Kunden liegt uns am Herzen. |
Was sind deine Erwartungen hinsichtlich des Rentenalters? | Ich freue mich wenn der wirtschaftliche Druck abfällt und ich bis zum Monatsende kein bestimmtes Betriebsergebnis erwirtschaftet haben muss. Vielleicht wird mir während der Rente auch langweilig. Es hätte den Vorteil, dass ich mich mit vielen Dingen beschäftigen könnte, für die ich in der Vergangenheit keine Zeit hatte. Zum Beispiel könnte ich mich um meine Enkel kümmern. Ich möchte das Leben genießen, weil ich nicht weiß, wie lange ich noch da sein werde. Die richtige Antwort zu finden fällt mir schwer, weil es Möglichkeiten sind, die sich jetzt so anhäufen. |