Facharbeiter für Postverkehr, Touristikfachwirtin (48 Jahre)

Das Interview gehört zum Reihe „Berufswege der Region“. Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 8, 9 und 11 führten die Gespräche im Frühjahr 2021.

Wie alt bist du?48 Jahre
In welcher Gemeinde wohnst du aktuell?Lutherstadt Wittenberg
Welche Schule hast du besucht?Ich habe die POS „Karl Marx“ in Wittenberg-West besucht. Sie ist vom Abschluss her mit einer heutigen Realschule vergleichbar.
Welchen Beruf hast du erlernt bzw. welches Studium hast du absolviert?Ich habe nach der 10. Klasse bei der damals noch Deutschen Post (nach der Wende Postbank) eine Ausbildung zum Facharbeiter für Postverkehr in Wittenberg begonnen und durch Auflösung der DDR dann in Frankfurt/ Main erfolgreich abgeschlossen. 1999 habe ich auf dem zweiten Bildungs-/Berufsweg noch ein Studium an der Fachschule für Touristik in Berlin absolviert zur „Touristikfachwirtin“ und auch erfolgreich abgeschlossen.
Wie bist du zu deiner Berufswahl gekommen?Meine erste Berufswahl wurde etwas von der Familie vorgegeben, da bereits die Großeltern ein kleines Postamt führten und meine Mutter bereits den gleichen Beruf erlernt hatte und später ein Fortbildungsstudium in Leipzig absolvierte und dann in der Abteilung des Postamtes in Wittenberg arbeitete.
Hättest du gern etwas anderes gelernt / studiert?Ja, ich hätte gern Dekorateurin, Kindergärtnerin, Schneiderin erlernt und hätte gern Grafikerin studiert.
Warum hast du den Beruf nicht erlernt?Zu dem Zeitpunkt meines Ausbildungsbeginns war es sehr schwierig mit Ausbildungsberufen. Und für Studienplätze war vorher ein praktischer Beruf notwendig.
Welche Berufe wurden in deiner Jugend besonders häufig erlernt?In meiner Jugend bzw. im Abschlussjahr wurden sehr viele Berufe im Bereich Chemie angeboten – Laborantin, Chemiefacharbeiter, Verkäufer und Berufssoldat.
In welchen Unternehmen unserer Region hast du gearbeitet?Ich habe bei SARA Reisen in Wittenberg als Touristikfachwirtin gearbeitet und danach war ich 18 Jahre selbstständig in einem Reisebüro „SUNSHINE“ in Bad Schmiedeberg und Wittenberg.
Ich gebe unter anderem auch Weiterbildungen für die Ausbildung von Trainern/Trainerin und arbeite als Trainerin für Rehasport und Prävention.
In welchem Unternehmen hat es dir am besten gefallen und warum?Am besten hat es mir in meinem eigenen Unternehmen gefallen, da ich dort mit Reisgruppen um die ganze Welt reise. Ich war durch diesen Beruf schon auf allen Kontinenten außer Australien.
Gibt es das Unternehmen heute noch?Das Unternehmen „Reiseagentur SUNSHINE“ gibt es immer noch.
Was war besonders schwierig während deiner Berufszeit?Schwierig ist/war während meiner Selbstständigkeit, die Zeit für das Privatleben und Hobbys zu haben, da man sehr viel Zeit für die Arbeit aufwenden muss. Man muss immer diszipliniert sein und viel arbeiten.
Was hat dir am meisten Freude bei deiner Arbeit gemacht?Am meisten Freude macht mir der Kontakt und die Dankbarkeit von Kunden oder überhaupt der Kontakt mit Menschen. Das Entdecken und Erleben von neuen Reisezielen und das Vermitteln von Wissen und helfen bei Problemen finde ich auch gut.

Welchen Tipp kannst du mir bei der Berufswahl geben?Nutze alle Möglichkeiten (wie Praktika), um den passenden Beruf zu finden. Mach dir kein Druck bei der Berufssuche. Suche einen Beruf, der dir auch wirklich Spaß macht, denn das ist sehr wichtig.
Welche Weiterbildungen waren nach Abschluss der Ausbildung noch möglich?Abitur auf dem zweiten Bildungsweg, ein Studium, weitere Ausbildungen oder fachliche Weiterbildungen
Welcher Schulabschluss war damals üblich?Der Abschluss nach der 10. Klasse an der POS (Politechnische Oberschule) war üblich. Einige haben dann auch eine Facharbeiterausbildung mit Abitur gemacht. Nur wenige sind zur EOS (Erweiterten Oberschule) gegangen und durften das Abitur machen, da gab es in DDR-Zeiten nur begrenzte Plätze.

Bild zum Interview

Briefmarke aus der Zeit der Ausbildung bei der Post der DDR
Lizenzhinweis: NightflyerStamps of Germany (DDR) 1989, MiNr 3281, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons