BMSR-Techniker, Diplom-Ingenieur (49 Jahre)

Das Interview gehört zum Reihe „Berufswege der Region“. Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 8, 9 und 11 führten die Gespräche im Frühjahr 2021.

Wie alt bist du?49
Wo wohnst du aktuell?Lutherstadt Wittenberg
Welche Schule hast du besucht?Hans-Lorbeer-Oberschule, die heißt heute Luther-Melanchthon-Gymnasium
Welchen Beruf hast du erlernt bzw. welches Studium hast du absolviert?# BMSR-Techniker (Facharbeiter für Betriebs-, Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik), heute etwa zu vergleichen mit Mechatroniker
# darauf aufbauend Studium Nachrichtentechnik mit Abschluss Diplomingenieur, Qualifikation zum Sicherheitsingenieur Arbeitssicherheit.
Wie bist du zu deiner Berufswahl gekommen?Hab schon seit der 5. Klasse gern mit elektronischen Bauteilen gebastelt, war in der AG Elektrotechnik.
Hättest du gern etwas anderes gelernt / studiert?Habe ich sogar, habe zwischendurch noch Jura studiert, leider das erste Staatsexamen nicht bestanden.
Welche Berufe wurden in deiner Jugend besonders häufig erlernt?Das weiß ich nicht, aber viele meiner Klasse sind damals in Handwerksberufen untergekommen, bei den Jungs ist das geblieben, die Mädchen sind fast alle jetzt im Medizinbereich tätig.
In welchen Unternehmen unserer Region hast du gearbeitet?Gelernt habe ich im Stickstoffwerk, weil da die Berufsschule war. Mein Ausbildungsbetrieb war Robotron, dort, wo heute Loetec ist. Da habe ich meinen praktischen Teil absolviert.
In welchem Unternehmen hat es dir am besten gefallen und warum?Das kann man so nicht beantworten, da jede Firma und jeder Job seine schönen Seiten hat. Ich habe immer dann gewechselt, wenn es keinen Spaß mehr gemacht hat oder wenn man sich weiterbilden konnte, um eine höher qualifizierte Stelle zu bekommen. Ich habe als Student sehr häufig die Firmen gewechselt, weil die Jobs nur kurzfristige Aushilfsjobs waren, trotzdem konnte ich dort viel lernen, das war auch schön.
Gibt es die Unternehmen heute noch?Einige Firmen sind mit der Zeit aufgelöst worden, manche direkt schon in der Wendezeit, manche erst, weil der Chef in Rente gegangen ist und die Firma an neue Leute verkauft wurde. Selbst die Telekom Fachhochschule ist geschlossen worden, wo ich studiert habe.
Was war besonders schwierig während deiner Berufszeit?Die Berufszeit ist nicht schwierig, nur der Weg dahin ist mit viel Arbeit verbunden.
Was hat dir am meisten Freude bei deiner Arbeit gemacht?Ich habe mich sehr schnell selbstständig gemacht, damit ich mir meine Arbeit und meine Arbeitszeit aussuchen kann. Ich mache nur noch Jobs, die mir Spaß machen, habe dafür aber oft nach 8 Stunden Arbeit nicht einfach Feierabend, sondern muss arbeiten, bis die Arbeit erledigt ist, was auch manchmal 24 Stunden durcharbeiten bedeutet. Dafür habe ich auch einfach mal frei, wenn ich es brauche, da ich viel Arbeitszeit mit Lesen und Lernen von Verordnungen und Gesetzen verbringe und es egal ist, ob ich die Texte jetzt oder erst morgen lese. Als Ausgleich habe ich die Musik, mit der ich sogar Geld verdienen kann.
Welchen Tipp kannst du mir bei der Berufswahl geben?Wähle einen Beruf, der dir Spaß macht, den du dir vorstellen kannst, ein ganzes Leben zu machen, bei dem du aber auch Chancen hast, dich zu qualifizieren und aufzusteigen. Aber wechsle den Beruf und lerne was Neues, wenn es keinen Spaß mehr macht, zum Lernen ist es nie zu spät. Einen Beruf auszuüben, der keinen Spaß macht, macht einen seelisch unglücklich und unzufrieden. Wenn man nach der Arbeit nach Hause kommt, muss man zufrieden mit sich selbst sein.
Lehrausbildung zu BMSR-Technikern, Zerspanungsfacharbeitern, Maschinen- und Anlagenmonteuren sowie Elektronikfacharbeitern, Bezirk Halle im Jahr 1983

Lizenzhinweis: Bundesarchiv, Bild 183-1983-1028-002 / Lehmann, Thomas / CC-BY-SA 3.0, Bundesarchiv Bild 183-1983-1028-002, Chemiekombinat Bitterfeld, LehrausbildungCC BY-SA 3.0 DE